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ES LIEGT EIN SCHATZ

IN DEN MENSCHEN

HOSSEIN

»HIER KANN ICH MEINE MEINUNG FREI SAGEN«
- Hossein -

HOSSEIN - HIER KANN ICH MEINE MEINUNG FREI SAGEN
 

Wir mussten unser Dorf verlassen, nachdem mein Vater bei einem Überfall durch die Taliban erschossen worden war. Meine Familie gehört der ethnischen Minderheit der Hazara in Afghanistan an, die als minderwertig angesehen und verfolgt wird. Wir erhielten Drohbriefe von Dorfbewohnern, die mit den Taliban sympathisierten. 

 

Deshalb entschloss ich mich zur Flucht.

Unser Boot brauchte drei Anläufe, bis wir über das Meer die griechische Insel Lesbos erreichten. Beim ersten Versuch rammten wir einen Fels und das Boot schlug leck. Zum Glück waren wir noch in Küstennähe. Mein Freund konnte ein Kind vor dem Ertrinken retten und wir kamen unversehrt zurück an Land. Beim zweiten Mal fing uns die Küstenwache ab. Erst der dritte Versuch klappte.

 

Als ich 2016 hier ankam, war ich zuerst mit fast vierhundert Menschen in einer ehemaligen Fabrikhalle untergebracht. Ohne Tageslicht, voneinander nur durch Gitter und Planen getrennt. Wir vertrieben uns die Zeit mit Fußballspielen und lernten ein bisschen Deutsch übers Internet. Besser wurde alles für mich, als mir eine Familie anbot, bei ihr zu wohnen.

 

Nun kann ich ohne Angst leben, hier gibt es Meinungs- und Pressefreiheit.

 

Alexander und Tessie kümmern sich ehrenamtlich um Flüchtlinge. Bei ihnen bekam ich die nötige Unterstützung. Sie halfen mir bei allen Behördenangelegenheiten, beim Deutschlernen und bei Bewerbungen, denn ich wollte unbedingt arbeiten. Ich fand schnell einen Job in einem kleinen Unternehmen. Mein Chef war sehr zufrieden mit mir und hat mir eine Ausbildung angeboten, damit ich nicht abgeschoben werden konnte. Dazu musste er selbst erst noch eine Ausbildereignung ablegen.

 

In der Berufsschule hatten wir einen guten Lehrer, der uns ermutigt hat, selbstbewusst zu sein. Nase hoch, sagte er immer. Im dritten Lehrjahr war ich dann Klassensprecher. Inzwischen habe ich meine Ausbildung zum Fachlageristen abgeschlossen und eine feste Anstellung in meinem Ausbildungsbetrieb.

 

Mein Ziel ist es, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen und mich gesellschaftlich zu engagieren.

 

Was ich nicht verstehe ist, dass ich als zuverlässig arbeitender, in das deutsche System integrierter Geflüchteter Deutschland so lange nicht verlassen und damit meine Familie nicht wiedersehen durfte und dass es fast aussichtslos ist, meine heute im Iran lebende Freundin aus Kindertagen heiraten zu können.

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