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WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN?

Mein fotografischer Einblick in die multimediale Dauerausstellung zur Mannheimer NS-Zeit im Marchivum Mannheim. (54 Fotos)

Empfang durch Direktor Prof. Dr. Ulrich Nieß und mit Führung der Projektleiterin Silvia Köhler. Eingeladen von Stadtrat Gerhard Fontagnier von der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Direktor Prof. Dr. Ulrich Nieß

Projektleiterin Silvia Köhler

Stadtrat Gerhard Fontagnier


Vorab zum Marchivum selbst: Wer Ausstellungen in anderen Großstädten kennt und genießt, durch ihre Liebe zum Detail, durch modernste Technik und einem Können zum schaffen lebendig spürbarer Atmosphären und Räume, der wird bei den aktuellen Schauen begeistert sein. Ich schaute mir nun auch die Zweite an, wobei ich nach der Ersten schon mehr als nur beeindruckt war. Absolut empfehlenswert und ein Großes Lob an alle Beteiligten.


Nun aber zur Mannheimer NS-Zeit und der Frage: Was hat das mit mir zu tun?

Die Stimmung der ersten Räume, spiegelt schon die finstere Zeit, in die wir uns begeben wider. Erste Fragen im Spiegelbild. „Fühlst du dich sicher?“ beklemmen mich schon – immer wieder die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“. Backsteinoptik, Luftschutzbunker, großflächige Projektionen und verstörende Klänge aus schlimmsten Zeiten, auf die wir in unserer Geschichte zurückblicken – zurückhören können. Eine Zeitreise die sich wie eine anfühlt. Gleichschritt, Hakenkreuze, Uniformen, Nazis, Mörder – und überall Bilder und Dokumente aus Mannheim. Ich erkannte sogar wo in den Quadraten, fühlte mich fast zu Hause, was das Ganze noch spürbarer – noch fassungsloser macht. Plötzlich Perspektivwechsel. Aus der Sicht und mit den Worten von denen, die die Nazi-Diktatur erst möglich machten. Uns allen. Also nicht wir – nicht ich – aber versetzen wir uns doch mal in die Zeit. Wer von uns hätte denn alles den Mut aufgebracht hinzusehen? Weiterzudenken? Dagegen aktiv zu werden? Aufzustehen und nicht im Gleichschritt mitzulaufen. Viele von uns! Dessen bin ich mir sicher. Aber viel viel mehr hätten weggeschaut, sich von der hetzerischen Propaganda verführen lassen - sich um sich selbst gekümmert - um das Deutsche Reich und Vaterland. Alles für den Führer – Hauptsache mir, da ich der Mehrheitsgesellschaft angehöre – geht es gut. Diese multimedialen Erfahrungen lassen einen eintauchen in genau diese Personen, die, die nicht handelten, sondern den Terror einfach so – vielleicht auch mit Gewissensbissen – aber dennoch hinnahmen und Tod und Leid ausblenden konnten. Es betraf ja nicht mich.


Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte. - Martin Niemöller -

Die Dauerausstellung gibt gewaltige Einblicke in unsere Geschichte, in Mannheims Vergangenheit. Sie erinnert uns an die Opfer der Nationalsozialisten, sie mahnt uns Wachsam zu bleiben. Demokratien allein sind keine Garantie gegen so etwas. Es gibt immer wieder Menschen, die die Schwachstellen ausnutzen, genau da ansetzen und sie – und damit uns alle – brechen wollen. Es ist an uns, dies zu verstehen, zu erkennen und zukünftig zu verhindern.


Genau dazu animiert diese Ausstellung.

Bitte, geht da hin – schaut sie euch an. Fühlt sie mit und fühlt sie nach.

 

Bleibt aufrecht und zuversichtlich,

vielen dank für eure Aufmerksamkeit.


Alexander Kästel Mannheim, 9. Februar 2023

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