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ES LIEGT EIN SCHATZ

IN DEN MENSCHEN

MICKY

»AM WICHTIGSTEN IST FRIEDE«
- Micky -

MICKY - AM WICHTIGSTEN IST FRIEDE

Eines Morgens standen vor unserem Haus Soldaten und wollten mich abholen. In Eritrea müssen alle Männer und Frauen einen zeitlich nicht befristeten Wehrdienst leisten. Ich wollte das nicht und konnte mich gerade noch verstecken.

 

Doch damit war klar, dass ich das Land verlassen muss, sonst drohte mir eine lange Haftstrafe oder Schlimmeres.

Ich floh zuerst in den Sudan, später gelang es mir von Libyen aus mit einem Schlauchboot übers Mittelmeer Italien zu erreichen. Nach sieben Monaten dort im Camp wurde ich nach Deutschland gebracht.

 

Bisher hatten alle Versuche, meine Familie hierher nachzuholen, keinen Erfolg. Zu meiner Frau und meinen Kindern habe ich nur übers Internet Kontakt. Meine Zwillinge habe ich kaum gesehen. Die beiden Jungs sind jetzt fast sechs Jahre alt und ich kenne sie eigentlich nur von Bildern. Ich sollte nachweisen, dass ich der rechtmäßige Ehemann und Vater bin. Aber bei uns gibt es nur eine kirchliche Heirat, ich habe kein Dokument einer Behörde.

 

Friede und Freiheit sind das Wichtigste für mich, außer meiner Familie. Wir sind Christen. Ich habe mich hier einer Kirchengemeinde angeschlossen und kann meine Religion ausüben. Inzwischen habe ich Freunde gefunden und wir treffen uns zum Essen und unternehmen etwas zusammen.

 

Ich möchte hier bleiben und mich dafür bedanken, dass ich in Deutschland sein darf.

 

Ein Gentest soll jetzt beweisen, dass ich der Vater meiner Kinder bin. Alles, was wir bisher den Behörden vorgelegt haben, war nicht ausreichend. Immer wieder wurde etwas nachgefordert. Ohne die Hilfe der Diakonie und von ehrenamtlichen Helfern hätte ich das nicht geschafft..

 

Wenn meine Familie hier ist, bin ich mehr als glücklich. Meine Sonne scheint dann. Bis dahin werde ich weiter arbeiten und sparen und meiner Frau Geld schicken zum Leben. Früher war ich Verkäufer. Hier arbeite ich bei einem großen Versandunternehmen und hoffe, wenn ich besser Deutsch sprechen kann, eine Ausbildung machen zu können.

 

An die Zeit meiner Flucht vor fünf Jahren möchte ich gar nicht mehr denken. In Libyen wurde ich gekidnappt und in den Tschad verschleppt. Über den Sudan landete ich wieder in Libyen, wo ich dann endlich einen Platz auf einem Boot fand. Die Fahrt über das Meer war gefährlich. Ich konnte das nur überleben, weil ich an meine Familie gedacht habe.

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