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ES LIEGT EIN SCHATZ

IN DEN MENSCHEN

BALKEES

»BEI NULL WIEDER ANFANGEN«
- Balkees -

BALKEES - BEI NULL WIEDER ANFANGEN

Mein Mann kam zwei Jahre vor mir hier an. Er musste unsere Heimat Syrien verlassen, wo er als politischer Häftling viele Monate im Gefängnis war. Ich blieb mit unseren drei Kindern zurück. Wir versuchten, so normal wie möglich weiter zu leben. Die Kinder gingen zur Schule, ich zur Universität, wo ich angehende Erzieherinnen unterrichtete.

 

Wir hatten große Angst, dass meinem Mann auf der Flucht etwas passiert. Denn er wollte übers Mittelmeer nach Europa.

Was er alles in Syrien und auf seinem Weg hierher erlebt hat, kann man nicht in Worte fassen. Als ich mit den Kindern 2017 mit dem Flugzeug in Frankfurt ankam, waren wir einfach glücklich, uns wieder zu haben. Dass dies möglich war, haben wir auch unserer Ansprechpartnerin bei der Diakonie zu verdanken, die uns bei allen Anträgen und Behördengängen unterstützt. Denn obwohl mein Mann gut Deutsch spricht, sind viele Formulare nur schwer zu verstehen.

 

In Syrien unterrichtete ich an der Universität, hier in Deutschland muss ich beruflich von Null anfangen. Mein Universitätsstudium wurde mir als der theoretische Teil der Ausbildung zur Erzieherin anerkannt. Um als staatlich anerkannte Erzieherin arbeiten zu dürfen, mache ich derzeit ein Anerkennungspraktikum in einem Kindergarten. Wir leben mit unserer Familie in einem schönen Ort im Odenwald und fühlen uns hier sehr wohl.

 

Wir haben nie daran gezweifelt, dass wir es schaffen, in Sicherheit und Frieden zu leben.

 

Mein Mann ist Ingenieur und arbeitet bei einer Gemeindeverwaltung. Seine Ausbildung wurde hier anerkannt. Zwei unserer Kinder besuchen die Realschule, unsere jüngste Tochter geht aufs Gymnasium. Wir sind in unserer Gemeinde integriert, haben gute Kontakte zu Nachbarn und Freunde gefunden.

 

Doch dieses soziale Umfeld wieder neu aufzubauen kostet viel Kraft. Ohne Sprachkenntnisse, ohne Familie und Verwandte in einem fremden Land, einer fremden Kultur seinen Platz zu finden, dazu gehört aber auch etwas Glück und Menschen, die einem dabei helfen. Diese Hilfe haben wir hier erhalten. Dafür sind wir dankbar. Nun hoffe ich, dass wir bald unsere Familien besuchen können, die wir seit Jahren nicht mehr gesehen haben.

 

An die Vielfalt hier, die Menschen aus verschiedenen Nationen und Religionen, die friedlich zusammen leben, mussten wir uns erst gewöhnen. Die Stellung der Frau ist in Deutschland eine andere.

 

Hier haben auch unsere Töchter

eine gute Zukunft.

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