MONNEM PRIDE 2024 - DEMO
- Alexander Kästel
- 13. Juli 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Juli 2024
Christopher Street Day in Mannheim - 13. 07. 2024
Ich habe schon an vielen CSDs und Prides teilgenommen. Ich weiß sehr genau, wie viel Arbeit und wie viele Kompromisse so eine Veranstaltung abverlangt. Zum ersten Mal in Mannheims Geschichte, wurde der CSD vom QZM, dem Queeren Zentrum Mannheims e.V. organisiert. Das Besondere: Beim Bürger*innenbeteiligungshaushalt 2019 belegte das QZM den ersten Platz bei der Abstimmung und erfuhr so von Anfang an einen breiten Zuspruch aus unserer Stadtgesellschaft und Communityübergreifend heraus. Die Stadt Mannheim – sich selbst verpflichtet – als LSBTIQ-Freiheitsraum, als LGBTIQ Freedom Zone. Mit 70 Mitarbeitenden der Stadt, dem Oberbürgermeister Christian Specht und den Bürgermeistern Dirk Grunert und Thorsten Riehle, traten sie gemeinsam, genau für diesen, unseren Freiheitsraum ein.

RECHTE: STADT MANNHEIM
Eröffnung der Monnem Pride auf der Augustaanlage durch dem Oberbürgermeister Christian Specht, der Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck aus Ludwigshafen und durch Susanne Hun vom QZM.






Kurzer geschichtlicher Rückblick: In den 1960er Jahren war es für queere Menschen in New York schwierig, einen sicheren Ort zu finden, an dem sie sich treffen und austauschen konnten. Diese wenigen Schutzräume wurden regelmäßig Ziel staatlicher Repression. Es gab sehr viele Razzien, bei denen die Polizei immer übergriffig wurde.
In der Nacht zum 28. 6. 1969 kam es zu einer Razzia in der Bar „Stonewall Inn” in der Christopher Street. Die Besucher*innen der Bar waren jedoch nicht länger gewillt, die Repressionen der Polizei einfach so hinzunehmen und erhoben sich dagegen und widersetzten sich dieser andauernden Gewalt.
In den folgenden Tagen bekundeten zahlreiche weitere Queere sowie die Nachbarschaft von Greenwich Village ihre Solidarität mit den Protestierenden des „Stonewall Inn”. Es kam zu fünf Tagen voller Auseinandersetzungen mit der Polizei.
THE FIRST PRIDE WAS A RIOT DER ERSTE PRIDE WAR EIN AUFSTAND
In diesem Sinne wurde die Idee geboren, die notwendige Kraft geschöpft und daraus das erste an die Geschichte angelehnte und erschreckend gegenwärtige Motto demokratisch gewählt, das in Deutschland einmalig sein dürfte und welches wir uns immer wieder vor Augen halten sollten.
ZUSAMMEN EINS intersektional. antifaschistisch. queer.

Vorab noch etwas aktuelles und trauriges, was uns aufhorchen lassen muss, worüber wir wütend sein dürfen und was uns alle zutiefst erschüttert hat. Der Vorfall am Samstagabend, bei dem eine Person durch einen queerfeindlichen Angriff schwer verletzt wurde, erschüttert uns alle zutiefst. An dieser Stelle wünsche ich der Person gute Besserung, Beistand und unser aller Solidarität.
ZEIGT SIE AN! Meldet queerfeindliche Übergriffe jeglicher Art! Ihr seid nicht allein – hier erfahrt ihr Unterstützung. eMail an: vorkommnisse@monnempride.de
Ich selbst wurde am Samstagabend auf meinem Heimweg, von den Planken bis zum Wasserturm fünfmal queerfeindlich beleidigt. Der offensichtliche Grund: Ich trug meine Regenbogenfahne mit nach Hause. Natürlich sichtbar und wehend im Wind.

„Alter, mach die Drecks-Flagge weg. Schwuchtel“ ...
rief ein Halbstarker, aus einer kleinen Gruppe von drei männlich gelesenen Jugendlichen, direkt vor dem Kaufhof, mir nach. Um es gleich mal klarzustellen: Vier von Fünf Vorfällen kamen von männlich gelesenen Jugendlichen.
Ein weiterer fragte mich, im Beisein von seinen Kumpels provokativ.
„Darf ich fragen, welches Geschlecht du hast?“ ...
Und das obwohl ich offensichtlich männlich zu lesen bin. Ich als Cis-Mann kann mir nur in etwa vorstellen, wie das Personen trifft, die auch nur etwas von dieser vermeintlichen Norm abweichen und dem gängigen, zum Teilen hasserfüllten, Weltbild nicht entsprechen.
„Das ist die hässlichste Fahne der Welt“ ...
rief mir wieder ein Jugendlicher aus einer kleinen Gruppe heraus nach.
"Die kommt bald auch weg!"
rief es mir noch nach, von einer weiteren Person aus der Gruppe, die sich durch den ersten Kommentar wohl ermutigt fühlte.
In einer Pizzeria, die auf meinem Heimweg liegt, saßen 4 Personen an einem Tisch an der Straße. Eine junge Frau sprach mich an und zeigte dabei lachend, zum Teil gehässig auf einen Tischnachbar:
„Der ist auch so einer, den kannst du gleich mitnehmen“.
Meine Reaktionen möchte ich hier nicht näher beschrieben. Da auch ich in solchen Momenten nicht immer genau weiß, wie ich reagieren soll. Angst hatte ich keine – aber von einem Sicherheitsgefühl, an einem Samstagabend in der Innenstadt von Mannheim, wenn man auch nur ein Merkmal bei sich trägt, was einem zum Opfer stereotypieret – sind wir noch weit entfernt.
Auffällig an allen Vorfällen war, dass die Regenbogenflagge alle zu tiefst triggerte. Um so wichtiger ist es, dass wir, die, die es können, die, die das aushalten und alle, die die Kraft dazu haben, sie sichtbar weiterzutragen. Für alle die, die diese Kraft noch nicht haben – ihnen allen zu zeigen – dass es möglich sein kann, dass es möglich sein muss. Das wir nicht unsichtbar sang- und klanglos immer grauer werden und wegschauen, wenn Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt um sich schlagen. Alles beginnt immer mit Worten. Wir brauchen mehr Bildung, mehr Teilhabe, mehr Aufklärung, mehr Empathie, mehr Miteinander. Nur zusammen sind wir eins - intersektional. antifaschistisch. queer. Hier nun der erste Teil meiner Aufnahmen vom Monnem Pride vom 13.07.2024. Der, so hoffe ich, unsere Diversität - unsere Kraft - unsere Freude sein zu wollen, sein zu können, wer auch immer wir sind, wie auch immer wir leben und der Aufzeigt, dass wir immer wieder bereit sind, für unsere Werte, für die Menschenrechte und für alle Opfer von Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass zu kämpfen. In diesem Sinne: HAPPY PRIDE!
und alles Gute, Alexander Kästel
Teil II - Bühne und das Fest auf dem Alten Messplatz folgt in wenigen Tagen. ZUM ZWEITEN TEIL - BÜHNE & FEST
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Du kannst meine ehrenamtliche Arbeit mit Kleinspenden unterstützen, wenn du dir das leisten kannst. Dies hilft mir sehr, meine Ausgaben und Risiken zu mindern und trägt dazu bei, dass ich auch weiterhin mit meinem eigenen Blick, auf die Geschehen dieser Stadt schaue.
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