in Mannheim am Marktplatz, vom Sonntag 02. Juni 2024,
vor Bekanntgabe, des nach der Messerattacke verstorben Beamten
Rouven L. ...
... dem die ersten Zeilen hier gelten. Meine Gedanken, meine tiefe Anteilnahme und Trauer über diese Tat, sind bei den Angehörigen, bei der Familie und den Kolleg*innen. Ruhe in Frieden!
Ein Mannheimer Bündnis gegen Hass und Hetze, rief zur Menschenkette am Marktplatz auf.
Der Grund war eine angemeldete Demonstration der vom Verfassungsschutz beobachteten und gesichert rechtsextremen Jugendorganisation der AfD, der Jungen Alternative. Die in ihren Reden und Taten vor Ort, die – und das kann ich so sagen – die gesamte Stadtgesellschaft von Mannheim provozieren wollte und auch tat. 800 bis 1000 Teilnehmende der Menschenkette, gegen diese rechtsextreme Bewegung, die diesen Angriff, der von vielen, die die Szene kennen und beobachten, vorhersehbar war. Den die rechte Szene bewusst kalkuliert, darauf spekuliert und in Kauf nimmt. Um genau in solchen fürchterlichen Momenten, die Empörungswelle auszunutzen, um ihre rechtsradikalen Narrative zu setzen. Ein verletztes Opfer, dem der Angriff galt: Ein Islam-Hasser, ein Hetzer, wird nun zum "Unschuldslamm" umdeklariert und sie tun so, als kämen die Reaktionen auf Jahrzehnte lange Hetze und Hass auf muslimische Mitbürger*innen in deutschen Innenstädten aus heiterem Himmel und träfen die gesamte Gesellschaft wie ein Flächenbrand. Wen es getroffen hat: Einen jungen Beamten, der mit den Konflikten auf beiden Seiten nichts zu tun hatte. Er ist das Opfer dieser Tat, der verbale Taten vorausgingen. Gewalt gegen Menschen ist nie eine Lösung - das muss unser aller demokratischer Konsens sein. Gewalt zu provozieren und sie als politisches Werkzeug einzusetzen, beginnt in den Gedanken, die zu Worten werden, die in Taten wie diesen münden. Wir kennen alle die Kausalitätsketten, wir wissen alle, wie gewisse Szenen operieren und wie sie ihre perfiden, menschenverachtenden Ziele erreichen wollen. Wir dürfen als demokratische Mehrheitsgesellschaft, die auf die Grundrechte und die Freiheit unseres Landes baut, nicht auf diese Machenschaften hereinfallen. Wir müssen sie hinterfragen und klar und deutlich Nein dazu sagen. Genau aus dem Grund nahmen fast 1000 Menschen an dieser Menschenkette am Marktplatz teil, um den rechtsradikalen Hetzenden klar zu zeigen, dass sie die Ereignisse des Freitags, nicht für ihre Lügen ausnutzen, dass Mannheim und der Großteil unserer Gesellschaft das nicht dulden wird. Zu dem Zeitpunkt, als ich am Marktplatz eintraf und begann meine Arbeit zu machen, kam auch schon eine kleinere Gruppe der Antifaschistischen Aktion lautstark und mit Rauch-Handfackeln, wobei es sich nicht um Benagalos und auch nicht um eine Fackel im herkömmlichen Sinne handelt, wie es andere Medien berichtet haben. Sie erzeugen kein Feuer sondern nur Rauch für circa 60 Sekunden. Der Gebrauch von Rauchfackeln ist in Deutschland erlaubt. Meine ersten Aufnahmen zeigen die sofortige Reaktion der Polizei auf das Eintreffen der Gruppe, bestehend aus 20 bis 25 Personen, die aus Richtung Kurpfalzbrücke auf der Breiten Straße zum Marktplatz schritt. Andere Medien berichten auch hier, dass sie mit Fackeln den Marktplatz stürmten. Wer vor Ort war und die Aufnahmen hier sieht, weiß, dass das nicht machbar gewesen wäre, selbst wenn die Gruppe das vorgehabt haben sollte. Ziel war es eher, maximale Nähe zu erreichen um lautstark zu protestieren.
Sogenannte Rauch-Fackeln
Innerhalb weniger Augenblicke wurde die Gruppe von der Polizei sehr unsanft mit Knüppeln, Tritten, Pfefferspray und massivem Druck zusammengedrängt. Im Innern des Polizeikessels blieb der Protest gegen die Veranstaltung der rechtsradikalen Jungen Alternative jedoch laut.
Umstehende Teilnehmende der Menschenkette gegen Hass und Hetze, standen den eingekesselten Personen solidarisch bei. Die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Die Linke) trat sofort und beherzt als Vermittlerin auf, um Verletzte und Minderjährige aus dem Kessel, der drei Stunden anhielt, zu umsorgen. Dies gehört auch zu den Rechten und Pflichten, die dieses Mandat mit sich bringt und an dieser Stelle solidarisch und aus meiner Sicht, richtig und wichtig eingesetzt wurde.
Auch spontane Gegenproteste müssen erlaubt sein, sie müssen sicht- und hörbar sein. Sie dürfen nicht pauschal, derart massiv unterdrückt werden. Auch das gehört zur freiheitlichen Meinungsäußerung dazu. Die immer mehr werdenden umstehenden Menschen trugen den Protest zahlreich und laut aus dem Kessel nach außen. Es wurde von außen Wasser und Verpflegung über die Polizei hinweg in den Kessel geworfen. Eine Luftbrücke 2.0
Medienschaffende der rechtsradikalen Jungen Alternative wollten die Kulisse der eingekesselten „Antifa“ nutzen, um so wieder weitere und falsche Narrative zu schaffen.
Ein Versuch Aufnahmen zu erstellen, mit dem Polizeikessel im Hintergrund
Antifa – wir alle sind Antifa!
Ich bin Antifaschist aus tiefstem Herzen, ich bin gegen Nationalismus und gegen Faschismus. Gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Antifeminismus, religiöse Verfolgung, Homophobie, Transphobie, Ableismus und Disablismus, Altersdiskriminierung, Klassismus, Ungeleichheit und Armut. Ich bin für Chanchengleichheit, für eine freiheitliche, demokratische Gesellschaft. Ich bin Links und Rot und Grün, ich bin für die Menschen, ich bin queerer Aktivist, meine Pronomen sind er und ihn, ich gendere und achte auf meine Sprache. Ich stehe ein für Menschen, denen immer noch Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft widerfährt. Ich arbeite jeden Tag dafür, dass wir eine bessere Gesellschaft werden. Das sind meine einfachsten und innersten Werte eines Zusammenlebens, mein Wunsch, wie wir miteinander umgehen sollten. Wir müssen nicht alle liebhaben und umarmen, aber wir müssen alle mit Respekt behandeln und wir müssen uns mehr für uns alle interessieren, mehr für alle eintreten und aufpassen, dass wir keine Personen zurücklassen. Es ist unsere Aufgabe, aufzustehen und uns für diese Werte einzusetzen und denen, die gegen diese einfachen Regeln eines friedlichen Zusammenseins hetzen, arbeiten und kämpfen, klipp und klar aufzeigen: Bis hier her und nicht weiter.
Gewalt ging an dem Tag nur einmal aus: Die Polizei griff erstaunlich spät ein, trotz mehrfacher direkter Ansprachen. Sie reagierte erst, als es schon zu mehr als nur "Handgreiflichkeiten" kam und verwies die Rechtsextremen der Jungen Alternative zurück auf ihren Platz, der eigentlich unser aller Marktplatz ist und immer wieder so etwas aushalten muss.
Die zum Teil unerträglichen Reden über das Deutschsein der Redner*innen – das absolute Unwort mit Migration – welches ich hier nicht verschriftlichen möchte motivierten den Gegenprotest zu lautstarken Rufen und Gesängen.
Weitere Bilder der Gegendemonstration:
Nach dem Ende der angemeldeten Gegendemonstration – das hab ich so auch noch nicht erlebt – wurde eine doppelt gekoppelte Straßenbahn zwischen die beiden Gruppen gebracht. Die Teilnehmenden der Gegendemo wurden dabei, zum Teil mit großem Unverständnis, immer weiter zurückgedrängt. Auch ich bekam als Pressevertreter die Aufforderung, ich solle mich nun für eine Seite entscheiden? Bitte? Vor oder hinter die Bahn und da solle ich dann auch bleiben.
Ein letztes Bild, welches ohne weitere Worte, das Unverständnis sichtbar macht, warum die Polizei die Lager derart voneinander abschottet und so (gefühlt) die rechtsextremen der Jungen Alternative machen lässt.
Mein Bericht über die Mahnwache der Polizei und das interreligiöse Gebet auf dem Marktplatz, vom Montag 03. Juni 2024, folgt die Tage in meinem Blog.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, für Euer Einstehen, Euren Mut und Eure Kraft. Alles Gute. Alexander Kästel
ALLE 97 BILDER in chronologischer Reihenfolge, unkommentiert.